Countdown zur Lohntransparenz: EU-Richtlinie fordert deutsche Unternehmen heraus
16. September 2025

Nur noch 9 Monate bis zur Umsetzung – SD Worx sieht Defizite bei Gehaltskommunikation und Gleichstellung
Bedeutende Veränderungen stehen bevor: Die Umsetzung der EU-Richtlinie zur Lohntransparenz. Bis Juni 2026 müssen Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden regelmäßig über Lohnunterschiede berichten und ihren Mitarbeitenden interne Gehaltsinformationen zugänglich machen. In Deutschland ist es momentan noch völlig unüblich, dass Beschäftigte erfahren, was Kolleg:innen verdienen. Das wird sich in Zukunft ändern. Dennoch investieren europaweit im Schnitt nur rund die Hälfte (52 Prozent) der Arbeitgeber aktiv in mehr Lohntransparenz. In Deutschland sind es sogar nur 43 Prozent, das zeigen die Zahlen der internationalen Studie „HR & Playroll Pulse“ des HR-Dienstleisters SD Worx, für die 5.625 Personalverantwortliche und 16.000 Arbeitnehmer:innen in 16 europäischen Ländern befragt wurden.
Vergütung und Sozialleistungen – das sind für 22 Prozent der europäischen und 26 Prozent der deutschen Personalverantwortlichen die größten Herausforderungen. Nur 30 Prozent der Arbeitnehmer:innen im europäischen Schnitt und 33 Prozent in Deutschland empfinden die Lohnkommunikation ihres Unternehmens als transparent.
Auch wenn es anachronistisch erscheint, verdienen Frauen immer noch weniger als Männer. Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend beträgt der durchschnittliche Unterschied in Deutschland 16 Prozent. Ein Drittel der Arbeitgeber räumt dies ebenfalls ein (Europa: 35 Prozent; Deutschland: 33 Prozent), das zeigen die Zahlen von SD Worx. Besonders ausgeprägt ist dies in Norwegen (50 Prozent), Irland (44 Prozent) und Schweden (43 Prozent). Auch in Deutschland sind es noch 16 Prozent.
EU will Lohntransparenz herstellen
Um Ungleichheiten zu verringern, sieht die EU-Richtlinie zur Lohntransparenz klare Reporting-Vorgaben für Unternehmen vor:
- Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden: jährlich ab 2027
- Unternehmen mit 150 bis 249 Mitarbeitenden: alle drei Jahre ab 2027
- Unternehmen mit 100 bis 149 Mitarbeitenden: alle drei Jahre ab spätestens 2031
- Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitenden: vorerst ausgenommen (Mitgliedstaaten können strengere Vorgaben machen)
Die Richtlinie wird später auch auf den Europäischen Wirtschaftsraum ausgeweitet werden, sodass Island, Liechtenstein und Norwegen einbezogen werden.
Sowohl intern als auch extern muss das Reporting erfolgen: Extern werden Gesamtkennzahlen des Unternehmens veröffentlicht, einschließlich der unbereinigten Lohnunterschiede, wie zum Beispiel dem Gender Pay Gap. Intern erhalten Mitarbeitende Auskunft über ihre Gehaltsstufe und das Durchschnittsgehalt pro Kategorie. Sie haben das Recht, ihr eigenes Gehalt und das Durchschnittsgehalt von Kolleg:innen mit gleicher oder gleichwertiger Arbeit, aufgeschlüsselt nach Geschlecht, zu erfahren.
Transparenz umfasst mehr als Gehalt
Doch es geht beim Thema Transparenz nicht nur um das Gehalt. Denn flexible Vergütungspakete werden immer wichtiger. Bereits 34 Prozent der europäischen Unternehmen und 27 Prozent der deutschen Unternehmen bieten Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihr Vergütungspaket innerhalb eines festen Budgets individuell zusammenzustellen – mehr als noch im letzten Jahr.
Trotzdem ist die Zufriedenheit mit dem eigenen Verdienst nach wie vor niedrig: Während rund 65 Prozent der Arbeitgeber in ganz Europa meinen, fair zu bezahlen, sind nur etwas weniger als die Hälfte der Arbeitnehmer:innen der gleichen Meinung (49 Prozent). Besonders Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen (Europa: 57 Prozent, Deutschland: 47 Prozent) und im Bildungswesen (Europa: 54 Prozent, Deutschland: 47 Prozent) fühlen sich unterbezahlt. Frauen geben dies häufiger an als Männer.
Die aktuelle Gesetzgebung in Deutschland erfüllt noch nicht alle Vorgaben der Richtlinie. Seit dem 17. Juli 2025 arbeitet die Kommission „Bürokratiearme Umsetzung der Entgelttransparenzrichtlinie“ an einem Gesetzesentwurf.
Über die Studie
SD Worx, der führende europäische HR-Dienstleister, unterstützt kleine und große Unternehmen und Institutionen bei ihren Herausforderungen rund um Personal und Gehaltsabrechnung. Um stets am Puls von Arbeitgeber:innen und Mitarbeitenden zu bleiben, führt SD Worx regelmäßig umfassende Befragungen durch. Die Auswertung der aktuellen „HR & Payroll Pulse“-Studie liefert Unternehmen wertvolle Erkenntnisse, um ihre HR- und Payroll-Strategie gezielt weiterzuentwickeln und zukunftssicher zu machen.
Die Befragung wurde im Februar 2025 in 16 europäischen Ländern vom SD Worx Research Institute durchgeführt: Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Kroatien, die Niederlande, Norwegen, Polen, Rumänien, Serbien, Slowenien, Spanien, Schweden und das Vereinigte Königreich. Insgesamt wurden 5.625 Arbeitgeber und 16.000 Arbeitnehmer:innen befragt. Die Ergebnisse zeichnen ein repräsentatives Bild des Arbeitsmarktes in jedem Land.
Über SD Worx
SD Worx ist überzeugt, dass Erfolg bei Menschen beginnt. Erfolgreiche Mitarbeitende sind nicht nur fundamental für ein erfolgreiches Unternehmen, sondern auch für eine starke Gesellschaft. Gemeinsam mit seinen Kunden gestaltet SD Worx erfolgreiches HR-Management, von dem Arbeit, Leben und Gesellschaft profitieren.
Als führender europäischer Partner für HR- und Payroll-Lösungen bietet SD Worx Software, Services und Expertise in den Bereichen Payroll & Reward, Human Capital Management und Workforce Management. SD Worx ist tief in Europa verwurzelt und prägt seit acht Jahrzehnten gemeinsam mit seinen Kunden – großen und kleinen Arbeitgebern – die Arbeitswelt, um Mitarbeiterengagement zu fördern, das den Erfolg im Kern ihrer Unternehmen vorantreibt.
Rund 95.000 kleine, mittlere und große Unternehmen in Europa vertrauen auf die Expertise von SD Worx. SD Worx berechnet die Gehälter von ca. 6. Millionen Mitarbeiter:innen und gehört zu den fünf führenden Anbietern weltweit. 2024 hat SD Worx einen konsolidierten Umsatz von 1,180 Milliarden Euro erwirtschaftet.
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